Mit oder ohne…Haare und ihre Entfernung
Als Teenager wartet man voller Sehnsucht darauf. Später kommt die Überlegung, kann ich auch ohne sie leben? Haare am Körper. Ob als erster Schnurrbart, Haare unter den Achseln, an Armen und Beinen und im Genitalbereich – wie sehnte man sie herbei. Und wie sehr wünschen sich manche das lästige Körperhaar wieder weg.
Haare waren ethnologisch gesehen schon immer ein Thema. Ob aus religiösen oder hygienischen Gründen, aus Ideologie oder Protest, sie spielten schon immer eine große Rolle. Man ließ sie sprießen oder man trennte sich radikal von ihnen. Heute gibt es kein Journal, keine Zeitschrift, die nicht über dieses Thema und über die unterschiedlichen Methoden berichtet, wie man einigen der ca. halben Million Körperhaare an die Wurzeln geht. Dabei gibt es weder medizinische noch dermatologische Gründe, sich seiner Haare zu entledigen. Es sei denn, Frauen leiden unter ihnen, vor allem wenn sie an unüblichen Stellen wachsen wie über der Oberlippe („Damenbart“) oder im Gesicht, am Rücken oder auf der Brust. Dann geschieht die Entfernung aus rein psychologischen Gründen, was durchaus verständlich ist.
Welche Methoden gibt es…
Bevor Frau sich um die individuelle Entfernungsmethode Gedanken macht, sollte sie sich zuerst um die Körperzone bewusst werden, der sie „auf die Pelle“ rücken will. Hier sind es die Klassiker Achseln, Beine, Bikinizone, die an erster Stelle stehen. Zumeist werden diese Bereiche rasiert oder gewachst. In der heutigen Gesellschaft gehört es für Frauen schon zur alltäglichen Körperhygiene, an diesen Körperzonen haarfrei zu sein.
Mechanische Entfernung (Depilation): Zupfen, Rasieren, „Waxing“ oder „Sugaring“
Mit einer Pinzette gezupft werden beispielsweise die Augenbrauen und die Haare an den Unterschenkeln. Mit einer Schere zuerst geschnitten die Haare unter der Achsel und im Schambereich. Danach kommt der Rasierer zum Einsatz. Im Schambereich kommt häufig die Enthaarungscreme zum Einsatz, bevor abschließend rasiert wird. Die zu behandelnde Fläche ist nicht generell definierbar, da die Bikini-Höschen und Schlüpfer je nach Mode recht unterschiedliche Größen und Formen haben. Darüber hinaus machen es die weiblichen Stars und Sternchen vor, was „unten herum“ gerade angesagt ist. Ob „Iro oder Landing Strip“, „Brazilian oder Hollywood“, „Triangel, Pfeil oder Herz“. Letztendlich können die übrig gebliebenen Haare auch prima mit Henna eingefärbt werden. Und eventuelle Intim-Piercings lassen sich auch viel einfacher anbringen bzw. in Szene setzen. Pickelchen, Haut-Rötungen und -reizungen sind häufig der unangenehme Nachteil der Rasier-Methode. Was aber auf keinen Fall richtig bzw. dermatologisch bewiesen ist, ist die Annahme, dass durch ständiges Rasieren die Haare dicker werden oder schneller nachwachsen.
Weit verbreitet ist die Methode des ‚Waxing‘ mit Kalt- oder Warmwachs. Hierbei werden bestimmte Stellen (Beine, Arme) zuerst eingefettet, dann wird mit einem Spatel eine dünne Wachsschicht aufgetragen. Zuletzt wird entweder ein Stoffstreifen oder eine Folie fest aufgedrückt und mit einem Ruck entgegen der Haarwuchsrichtung abgezogen, das sich durchaus als schmerzhaft bezeichnen lässt. Der Vorteil dieser Methode: die Haare werden mitsamt ihrer Wurzel entfernt und die Haut bleibt länger glatt als bei einer Rasur. Auch das Nachwachsen verlangsamt sich etwas und die neuen Haare werden dünner und weicher.
Wiederholungsanwendungen weiten sich mehr und mehr aus.
Wer sich den etwas unangenehmen „Ratsch“ bei der Wachs-Methode sparen will, kann das sog. „Sugaring“ ausprobieren. Das klingt nicht nur „zuckersüß“, sondern verläuft meist absolut schmerzfrei. Nach der Reinigung der zu behandelnden Stelle wird eine goldgelbe Zuckermasse aufgetragen. Die handwarme Masse kann regelrecht bis in die Haarfollikel (die Ausgänge der Haarwurzel) eingearbeitet werden und haftet noch besser an den Haaren als das Wachs. Lediglich ein leichtes Kribbeln beim Abziehen ist zu spüren und die Zucker-Masse kann sofort an einer anderen Stelle wiederverwendet werden. Hautirritationen oder Pickelchen sind danach eher selten. Die Paste lässt sich auch spielend leicht selbst herstellen: Zucker und Zitronensaft in Wasser anrühren und erhitzen – fertig ist die karamellartige Masse aus Glucose und Fructose.
Dauerhafte Haarentfernung (Epilation): Strom, Laser oder Licht
Alle drei Verfahren haben das gleiche Ziel und unterliegen dem gleichen Wirk-Prinzip: ein äußerer Reiz soll die Haarwurzel zerstören. Die Elektro-Epilation per Strom ist nicht nur sehr zeitaufwändig, sondern auch äußerst schmerzhaft. Eine feine Sonde wird in jede einzelne Haarwurzel eingeführt, ein kleiner Stromstoß zerstört sie und das Haar wird mit einer Pinzette entfernt. War der Stromstoß nicht ausreichend, wird die Wurzel besonders angeregt und das Haar wächst stärker nach als zuvor und die ganze Prozedur muss wiederholt werden. Durch den Strom entstandene Narben sind keine Seltenheit. Dieses Verfahren rückt zunehmend in den Hintergrund und wird lediglich bei kleinen Haut-Arealen angewandt wie Augenbrauen, Kinn und dem „Damenbart“.
In den Vordergrund rücken dagegen die beiden Methoden Laser und IPL (Intense Pulsed Light). Zentimeter für Zentimeter wird das Laserlicht über die zuvor rasierte Stelle geführt, wo es wohl dosierte Impulse abgibt. Licht- sowie Impuls-Stärke richtet sich jeweils nach dem Haar- und Hauttyp. Das Härchen samt Wurzel verglüht gewissermaßen, was man auch riechen kann. Bleiben an besagten Stellen kleine „Hubbelchen“, war die Aktion erfolgreich. Eine kleine Besonderheit hat diese Behandlung: Sie ist ideal für dunkles Haar auf heller Haut. Je dunkler das Haar, desto besser, da die Laserenergie vom Haarfarbstoff (Melanin) aufgenommen wird und auf Kontraste reagiert.
Eine Weiterentwicklung der Laser-Methode ist das IPL-Verfahren. Diese wirken zunächst ganz ähnlich: Lichtenergie wird zu den Haarwurzel gesendet und dort in Wärme umgewandelt. Der Unterschied aber ist das hohe Spektrum von Wellenlängen (ähnlich einer Xenon-Lampe bei Autos), das die Lampe aussendet. Sie erreichen somit nicht nur das Haar und seine Wurzel, sondern auch umliegende Hautgefäße und eventuelle Tattoos auf der Haut.
Fazit: Für beide Methoden gilt: Hellblondes, graues oder weißes Haar ist für eine Epilation per Licht nicht geeignet. Für IPL gilt im Speziellen: Das breite Strahlenspektrum der Geräte verhindert, dass das Licht zwischen dem Melanin der Haut und des Haares genau unterscheiden kann und die Pigmente der Haut angreift. Für Menschen mit gebräunter oder dunklerer Haut ist dieses Verfahren also ungeeignet.
Das Problem bei beiden Verfahren: Lasergeräte sollten nur vom Arzt betrieben werden. Zunehmend auf den Hausgebrauch abzielende IPL-Geräte sind bei Weitem nicht mit der gleichen Leistung ausgestattet wie die Profigeräte des Profis. So werden auf dem freien Markt angebotene Geräte von Laien erworben, Laserstudios werden als „Haarentfernungsspezialist“ eröffnet und die Ergebnisse sind meist fehler- und mangelhaft. Übrigens ist eine wirklich dauerhafte Haarentfernung bis heute noch immer nicht möglich. Sollte Mann oder Frau eine Laserbehandlung wünschen, sollte sie diese auf die kalte Jahreszeit legen, wenn man auf Sonnenbräune verzichten kann. Die Haut freut sich zudem auch über eine Regenerierungsphase.
Zum Schluss noch einige Aspekte zum Thema: Männer unten ohne
Erotische Genüsse und neues Sex-Erlebnis hin oder her: Jeder Mann muss für sich selbst entscheiden, wie weit er mit seiner Haarentfernung gehen will. Perfekt enthaarte Ober- und Unterschenkel, Pelz auf Brust oder Rücken sind für viele ein ‚No-go‘, achselhaarbefreit ein ‚Must‘, ein ‚Brazilian Hollywood Man‘ für Partner häufig das non plus ultra. Alles ist möglich. Aber will die Partnerin oder der Partner wirklich? Es soll sie auch noch geben: Frauen und Männer, die auf wilde Behaarung stehen.
Diese ‚Pros‘ gelten für beide Geschlechter
- Haare an bestimmten Körperregionen sind ‚out‘ und unangenehm
- Haarentfernung im Genitalbereich war noch nie so populär wie heute
- Haarfreie Haut ist glatter, weicher, samtiger
- Haarfreie Haut ist gepflegter, der Körpergeruch weniger intensiv und für viele erotischer
- Zeitgemäßer, gepflegter Anblick in allen „Lebenslagen“ und Situationen
- Keine Hautirritationen oder borstige Stoppeln danach
Klaus P. Gasch
Fotos:
© Lsantilli - Fotolia.com
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