Gestalterische Freiheit in der Bewerbung: Wie kreativ darf man als Friseur sein?
Für kreative Stellen werden kreative Köpfe gesucht – und wie beweist man seine Motivation und sein Können eher, als mit einer ansprechend gestalteten Bewerbungsmappe? Bei der Bewerbung auf einen neuen Job – sei es nun direkt nach der Ausbildung oder auch beim Wechsel des Arbeitgebers – geht es nun mal immer auch darum aufzufallen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Allerdings gibt es dabei einige wichtige Punkte zu beachten. Wer übertreibt oder stilistisch danebengreift, riskiert seine Chance auf den Traumjob. Wie erstellt man also ein individuelles und gleichzeitig angemessenes Design?
Wenn man bedenkt, dass sich die meisten Personaler und Recruiter zumindest für die Vorauswahl nur wenige Minuten Zeit nehmen, müssen die Unterlagen zum Blickfang werden. Ist es also sinnvoll, bewusst mit bestehenden Konventionen zu brechen und sich ein gewisses Maß an gestalterischer Freiheit zu nehmen?
Wie kreativ darf es sein?
Eine Bewerbung muss zwar auffallen, aber vor allen Dingen immer überzeugend sein und alle relevanten Informationen beinhalten, die der Personalverantwortliche braucht, um sich ein aussagekräftiges Bild des Kandidaten machen zu können. Bei der Bewerbung als Friseur, wie bei allen kreativen Berufsgruppen, kommt auch noch eine besondere Erwartungshaltung an das Stilbewusstsein und das ästhetische Empfinden des Bewerbers hinzu. Das gibt einem insofern also einige Freiheiten, die man in vielen konservativeren Berufen nicht hätte. Es gibt viele spannende Ideen, wie man das Deckblatt, seinen Lebenslauf oder gleich die ganze Bewerbungsmappe aufwerten kann. Die Frage ist, was angemessen für die Situation ist. Nicht negativ aufzufallen sollte tatsächlich die erste Priorität sein.
Ein bisschen Kreativität geht immer
Unabhängig davon, ob man sich als Grafikdesigner oder Bankkauffrau bewirbt, einige Kniffe machen immer einen positiven Eindruck. Natürlich hängt es wieder von Umfang und Umsetzung der jeweiligen Anpassung ab.
- Die Schriftart(-en)
Es muss nicht immer Times New Roman oder Arial sein. Auch nicht Comic Sans – aber es gibt dazwischen eine Menge anderer interessanter Schriftarten. Allgemein gilt, man sollte sich auf ein bis maximal zwei dezente Fonts festlegen, die sich konsequent durch die gesamte Bewerbungsmappe ziehen. Abgesehen von einer unpassenden Schrift, wäre der wohl schlimmste Fauxpas in dieser Hinsicht, wenn Anschreiben, Lebenslauf und Deckblatt stilistisch kein einheitliches Bild ergeben.
Um den Unterlagen mit wenig Aufwand eine besondere Note zu verleihen, kann man beispielsweise eine dekorative Schriftart für die Überschriften im Lebenslauf und Deckblatt nutzen. Diese sollte aber dennoch gut lesbar sein. - Farben und Formen
Genauso wie mit den Schriftarten sollte man sich bei der Gestaltung der Unterlagen für ein Farbschema entscheiden. Hier kann man entweder eine Farbe nehmen, die einem persönlich zusagt (die vielleicht auch gut mit dem Bewerbungsfoto harmoniert) oder man entscheidet sich für die Unternehmensfarben des zukünftigen Arbeitgebers. So kann man subtil zeigen, dass man nicht dieselbe generische Bewerbungsmappe an dutzende Firmen verschickt.
Wer kein ausgebildeter Grafiker ist, hat auch mit den üblichen Textbearbeitungsprogrammen die ein oder andere Möglichkeit ein schlichtes Layout zu gestalten. Dabei kann man zum Beispiel Linien und andere einfache Formen oder mit der Tabellen-Funktion farbige Textfelder einfügen. - Icons und Symbole
Die einfachste Art, kleine Spielereien in die Unterlagen einzubringen, stellen dezente Icons dar. So kann bei den Kontaktdaten im Deckblatt ein Hörer vor die Telefonnummer und ein symbolisierter Briefumschlag vor die E-Mail-Adresse gesetzt werden. Diese muss man natürlich nicht selbst malen. Vorgefertigte Icons kann man auf verschiedenen spezialisierten Seiten herunterladen. Das Angebot reicht dabei von zahlungspflichtig bis kostenlos und lizenzfrei. Bitte hier immer darauf achten, was in den Nutzungsbedingungen steht!
Optimierungsoptionen für Selbstbewusste
Die folgenden Optionen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen. Sie passen nicht zu jeder Position und auch nicht unbedingt zu jedem Bewerber. Wer sich seiner gestalterischen Fähigkeiten aber sicher ist und auch nach eingehender Beschäftigung mit der Unternehmenskultur denkt, dass Mut belohnt wird, kann sich ja inspirieren lassen.
- Andere Formate
Nicht alles muss immer im A4-Format auf Papier oder als PDF verschickt werden. Gerade bei Initiativbewerbungen darf man auch mal etwas Neues ausprobieren:
- Gerade im kreativen Bereich kann man mit Bewerbungsflyern oder -postkarten experimentieren. Diese eignen sich aber eher dazu, eine Bewerbung anzuteasern.
- Auch eine eigens erstellte Bewerbungshomepage macht Eindruck. Hierfür benötigt man jedoch Programmierkenntnisse und auch die Zeit, so ein Projekt umzusetzen.
- Ein Bewerbungsvideo ist in anderen Teilen der Welt vielleicht etwas verbreiteter, als hier im deutschsprachigen Raum, kann aber – wenn es gut gemacht ist – eine eindrucksvolle Ergänzung zu den klassischen Bewerbungsunterlagen Anstatt lang und breit auf seine Lebensgeschichte einzugehen, könnte man hier auch kurze Clips zusammenschneiden, die die eigene Arbeit präsentieren. Entsprechend bedarf das aber einer langfristigen Vorplanung.
Solche Varianten dienen eher als Hingucker und sollten auf jeden Fall noch durch eine vollwertige Bewerbungsmappe ergänzt werden oder durch das Angebot, eine solche bei Interesse nachzusenden.
- Visualisierung
So ein tabellarischer Lebenslauf kann schon etwas langweilig wirken. Warum nicht die stichpunktartigen Auflistungen des Bildungswegs und der beruflichen Stationen als Zeitstrahl darstellen? Man kann ebenso die Fähigkeiten und Qualifikationen durch Diagramme oder über ein Punktesystem deutlich machen. Bei solchen Spielereien muss man aber immer abwägen, ob der Lebenslauf dadurch an Aussagekraft gewinnt oder doch eher überladen und unprofessionell wirkt.
Zeig deine Fähigkeiten mit einem Portfolio
Es gibt viele Berufsgruppen, bei denen Arbeitsproben erwartet werden. Dazu gehören Fotografen, Grafiker oder auch Texter. Aber auch Friseure sollten zeigen, was sie können. Wer Bilder von selbst kreierten Hochsteckfrisuren oder einer besonders gelungenen Balayage hat, sollte diese natürlich auch vorzeigen. Diese kann man dann zum Beispiel online als Fotobuch layouten und drucken lassen. Dabei gilt natürlich, dass die abgebildeten Personen damit einverstanden sein müssen und die Fotos eine gute Qualität haben sollten.
No-Gos in der Bewerbungsoptimierung
Der erste Punkt sollte selbstverständlich sein: Auffallen ist nicht alles. Eine Bewerbung muss vor allen Dingen zeigen, dass man der oder die Richtige für das Unternehmen und die Stelle ist. Bevor man sich alle möglichen verrückten Ideen ausdenkt, sollte man sich eingängig mit dem Betrieb auseinandersetzen, in dem man arbeiten möchte.
Auch spannende Beispiele sollte man nicht einfach kopieren. Wenn man bei Instagram über einen tollen Einfall gestolpert ist, kann der zukünftige Arbeitgeber diesen ebenfalls schon längst gesehen haben. Das gibt gleich Minuspunkte, denn durch bloßes Nachahmen stellt man seinen Einfallsreichtum nicht im besten Licht dar. Bei jeder Bewerbung ist Individualität das A und O, aber gerade bei einer ausgefallenen Variante sollte man erkennbar etwas Eigenes schaffen. Zudem sollte nicht nur das Design, sondern auch der Schreibstil persönlich und möglichst originell sein.
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