Coronakrise - Das Ding mit den Hygieneregeln und den Sekunden

Wer in den letzten Wochen des Lock-Downs irgendwo noch Desinfektionsmittel ergatterte, durfte sich als Glückspilz bezeichnen. Mittlerweile hat sich die Lage entspannt. Flächendesinfektionsmittel und auch Produkte zur Handdesinfektion sind quasi überall erhältlich. Allerdings gibt es hier zwei wichtige Faktoren zu beachten, wie uns Florian Wirth, Geschäftsführer des Münchener Familienunternehmens Comedol verrät. Die Firma, die er zusammen mit seiner Schwester leitet, handelt eigentlich mit naturwissenschaftlichen Rohstoffen - in vierter Generation. Seit zweieinhalb Monaten stellt Comedol nun auch Desinfektionsmittel her und hat unter anderem das Staatsministerium, die Deutsche Bahn und die Bereitschaftspolizei Münchens in Windeseile damit ausgestattet. Wir haben mit Herrn Wirth gesprochen und so Einiges in Sachen Desinfektion dazugelernt.


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Wie funktioniert eigentlich eine Flächendesinfektion?

Sein Motto: Wer billig kauft, kauft zweimal. Wenn man schon Geld in die Hand nimmt, dann soll man es auch richtig einsetzen und nicht für ein Produkt, das seine Aufgabe nicht erfüllt. Um Viren und Bakterien unschädlich zu machen, muss man eines wissen: Ein wirksames Desinfektionsmittel besteht zu mindestens 80% aus Alkohol (der übrigens hochentzündlich ist). Die Restbestandteile setzen sich aus Wasser und Wasserstoffperoxid zusammen. Vereinfacht geschieht beim Auftragen des Desinfektionsmittels auf einer Fläche Folgendes: Das Wasser quillt den Keim auf und der Alkohol zerstört dann das Virus.

Kunde A geht, Kunde B kommt

Nach nunmehr fast zwei Wochen der Wiedereröffnung der Friseursalons haben sich die Hygieneabläufe mehr oder weniger eingespielt. Kunde A verlässt den Salon, Kunde B kommt in ein paar Minuten. Da heißt es, schnell sein und Ablageflächen plus Bedienstuhl desinfizieren. Und genau hier passiert der Fehler: Denn oftmals wird ein Flächendesinfektionsmittel falsch angewendet. In diesem Fall ist es absolut unwirksam und man könnte sich das ganze Prozedere - von der Effektivitätswarte her gesehen - direkt sparen.

Der große Fehler beim Desinfizieren

Besprüht man die Ablagefläche bis zu ca. 2 qm und den Bedienstuhl nämlich einfach nur kurz mit einem Mittel und wischt dann mit einem Zewa drüber, dann ist das Ganze absolut umsonst. Kein Keim stirbt so ab - schon gar nicht ein Virus! Richtig ist: Man sprüht die Fläche ein, so dass sie wirklich richtig feucht ist, wartet 30 Sekunden, denn so lange braucht das Wasser aus dem Desinfektionsmittel, um in den Keim einzudringen, und wischt die Fläche erst dann trocken. Fazit: Ohne Einwirkzeit bringt das ganze Desinfizieren gar nichts - das gilt übrigens auch fürs Hände desinfizieren!

Rechtlich richtig oder effektiv und richtig?

Die Kontrollen vom Ordnungsamt hinsichtlich der Einhaltung der Hygienevorschriften, mit denen der Friseur derzeit rege konfrontiert ist, werden ja nur auf Sicht und nicht auf tatsächliche Testung der Keimbelastung der Ablage- und Bedienflächen vorgenommen. Folgt man den Vorgaben und desinfiziert schnell schnell und mit einem Mittel, das eventuell keine 80% Alkohol enthält, dann hat man sein Soll erfüllt. Will man als Salonbesitzer tatsächlich Sicherheit und Hygiene für Kunden und Mitarbeiter in den Vordergrund stellen, so muss man RICHTIG desinfizieren, sprich, das Mittel 30 Sekunden einwirken lassen und darauf achten, dass das verwendete Produkt auch genügend Alkohol enthält.

Noch ein Wort zu Kugelschreiberviren

Nach der Hygienevorschrift für Friseure muss jeder Kunde, der den Salon betritt, seine Kontaktdaten sowie den Zeitpunkt des Eintreffens und Verlassens des Salons hinterlassen. Geschieht dies aus Zeitmangel so, dass der Kunde dieses Formular selbst ausfüllt, so sollte darauf geachtet werden, dass auch der Kugelschreiber nach jedem Kunden desinfiziert wird. Nachweislich überleben die Viren nämlich 72 Stunden auf glatten Oberflächen - also auch auf dem Kuli. „Es nützt alles nichts, wenn jeder denselben Kugelschreiber verwendet", so das Fazit von Florian Wirth.

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