„Ich bin schwanger!"

So freudig die Nachricht für jede werdende Mutter auch ist, so bitter kann sie unter Umständen für den Friseurunternehmer sein. Denn Schwangere sind oft nicht nur dem anstrengenden Salonalltag nicht gewachsen, sondern auch häufig mit den Gedanken nicht mehr bei der Kundin. Intercoiffure Daniel Schwefel (41) aus Neutrebbin (Oderlandkreis, Brandenburg) selbst Vater kennt beide Seiten der Medaille und hat mit seinem eigenen Aus- und Wiedereingliederungskonzept eine Win-Win-Situation für alle geschaffen.

 

Wenn Mitarbeiter Kinder bekommen

Für viele Arbeitgeber ist die Info der Schwangerschaft ein kleiner Schock. Klar freuen Sie sich aber, sofort kommen die Fragen: wie soll es ohne die Mitarbeiterin weitergehen? Wer soll so schnell ihre ganzen Kunden übernehmen? Wann ist ihr letzter Tag? Wann kommt Sie wieder? Alle diese Fragen bleiben erst mal offen. „Hinzu kommt, dass die Nachahmung unter den Mitarbeiterinnen leider sehr groß ist. Die Schwangerschaft und das Babythema wird zum Dauerbrenner bei den Kunden und Kollegen und sorgt für viel Ablenkung von „unseren" Themen wie Mode und Trends," weiß Schwefel aus Erfahrung.

Seine Lösung: ein Konzept zur Aus- und Wiedereingliederung der Schwangeren und frisch gebackenen Mama. „Sobald die Mitarbeiterin uns informiert hat, geben wir die frohe Botschaft an die Kollegen und Kunden weiter. Dadurch entsteht kein unter der Hand Gerede." Danach wird im gemeinsamen Gespräch, der Termin für das Arbeitsverbot vom Chef festgelegt. Wenn alles gut läuft, arbeitet die Kollegin noch weitere acht Wochen im Salon und scheidet dann am Stichtag mit dem Arbeitsverbot aus. In dieser Zeit werden den Kunden, Empfehlungen gegeben, um bei einer Teamkollegin direkt den nächsten Termin zu vereinbaren.

„Die offene Kommunikation garantiert unseren Kunden fließende Übergänge und den Führungskräften absolute Planungssicherheit. Kurzfristige Ausfälle wegen Übelkeit gibt es kaum noch". Selbst hatte Daniel Schwefel in den letzten sechseinhalb Jahren vier Schwangerschaften in seinem jungen Team und konnte so den Stress komplett rausnehmen und gut planen.

Gemeinsam langfristig zusammenwachsen

Nach der Elternzeit wollten die Friseurinnen bei Schwefel Friseure fast alle Vollzeit wiederkommen. „Wir einigen uns meist auf 30 Stunden für den Anfang und entscheiden dann gemeinsam nach zwei Monaten, was mit Kind geht oder eben nicht!" Ein Jahr zu Hause sein, das war den jungen Müttern im Team schon genug, insofern musste man Perspektiven schaffen und sich ein Mitarbeiterentwicklungskonzept einfallen lassen. Offenheit und klare Organisationsstrukturen machen den Erfolg aus. „Wir sind ein Familienunternehmen und als solches ist es unsere Pflicht, beim Thema Schwangerschaft und Kinder kriegen, Vorbild zu sein. Wir lieben Kinder!" Das Ziel des Aus- und Eingliederungsplans ist es, alle müssen mit ins Boot zu holen: Mitarbeiter, Team, Chef und Kunden. Dann wird aus dem Unternehmeralptraum, eine super spannende Zeit für alle!

Vorteile auf einen Blick

Mitarbeiterin:

  • Keine finanziellen Einbußen
  • beste Vorbereitung auf das Baby
  • keine gesundheitlichen Schädigungen durch starke Körperliche Belastung

Friseurunternehmer:

  • kein kurzfristiger Ausfall und Planungssicherheit bei Kunden
  • keine Terminschwierigkeiten
  • keine hohen Lohnnebenkosten
  • keine „Ansteckungsgefahr" durch Gerede
  • kein Baby Thema bei Kunden

Willkommen zurück!

1. Woche: Die Mitarbeiterin hat eine Eingewöhnungsphase von 1 Stunde pro Tag in der Kita mit Ihrem Baby. Der Arbeitgeber zahlt die Gebühr für das Kind als „Gast-Kind" in der Kita, der Preis liegt hierfür zwischen 60,00 – 150,00 Euro pro Monat.

2. Woche: Das Kind geht 2-3 Stunden pro Tag in die Kita. Mutter und Kind gewöhnen sich langsam ein. Kinder bekommen meistens die ersten Infekte. Das Immunsystem wird dadurch gestärkt und die Mutter hat volle Konzentration auf das Kind und kann es pflegen.

3. Woche: Ab dieser Woche beginnt die Eingewöhnungsphase in der Kita ohne die Mutter! Die Mutter hat nun Zeit, sich in Ruhe auf die Arbeit vor zu bereiten.

4. Woche: Die Stunden Anzahl ohne die Mutter in der Kita beträgt nun 3-4 Stunden pro Tag, also einen ganzen Vormittag. Sie kommt nun erstmals zurück in den Salon. Allerdings „nur" zum wieder einarbeiten und „auf Stand" bringen. In dieser Woche bedient sie noch keine eigenen Kunden und kann sich ohne Stress oder Angst vor der Arbeit wieder ins Team einfügen, sich über Neuigkeiten, Produkte und Techniken informieren.

5. Woche: Alle Stunden, die die Kollegin im Salon ist, werden Ihr gutgeschrieben. Diese „Überstunden", werden im Falle von Krankheit des Kindes wieder abgebummelt! Alles geschieht ohne Druck, wodurch der Mitarbeiterin die Zweifel Arbeit und Familie nicht unter einen Hut bringen zu können, genommen werden.

6. Woche: In dieser Phase werden die Kinder oft nochmal krank und die Mama kann zu Hause bleiben. Durch die Planungssicherheit entstehen für den Arbeitgeber keine Probleme, kein Umsatzverlust.

7. Woche: In dieser Woche soll die Mitarbeiterin erstmals wieder eigenen Kunden bedienen. Sie ist insgesamt 4-5 Stunden am Tag im Salon und trägt wieder zum Umsatz bei.

8. Woche: In der letzten Woche ist fast immer eine volle Integration des Kindes im Kindergarten und der Mama im Salon geschafft. Die Mutter ist wieder in der Arbeitswelt angekommen, das Kind ist in der Zeit gut versorgt im Kindergarten.