Halb voll oder halb leer?

Die Suche nach dem Heiligen Gral - Thema Mitarbeiterfindung

Der Laden brummt - aber das Personal fehlt. Wo man auch hinhört, derzeit fehlen überall in den Salons in ganz Deutschland Friseure. Aber wie findet man gute Mitarbeiter und wenn man sie einmal gefunden hat, wie kann man sie so begeistern, dass sie auch lange da bleiben? Eine Erfolgsformel gibt es weder für das eine noch das andere „Problem."


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Ein weiteres Thema: Der Salon bewirbt sich bei seinem zukünftigen Mitarbeiter und nicht anders herum. Wer noch in dieser alten Denke steckt, der wird sich ganz schnell von dieser Einstellung verabschieden müssen, um in der Mitarbeiterfindung erfolgreich zu sein. Ein Artikel auf dem Onlineportal der Welt über die Generation Z (22 Jahre und jünger) bringt's auf den Punkt: Ihre zukünftigen Mitarbeiter sind nämlich aufgeklärt, absolut internetaffin, da sie mit diesem Medium aufgewachsen sind und: Sie lassen „tradierte Arbeitgeber mit hohen freiheitlichen Ansprüchen an Job und Berufsumfeld verzweifeln... Haben sich Vertreter der Vorgenerationen noch auf mehrere Monate unbezahlte Praktika eingelassen, möchte die Generation Z erst einmal wissen, was ein Unternehmen für sie alles tun kann..."

Wir haben uns in der Branche umgehört und einige Salonbesitzer gefragt, wie sie neue Mitarbeiter finden und wie die Situation bei ihnen im Salon ausschaut:
Da ist zum Beispiel der Salon Aglaea in Berlin mit derzeit 8 Mitarbeitern. Inhaberin Beatrice Rettenmaier-Naumann: „Derzeit suchen wir nicht und meine Mitarbeiter bleiben sehr lange bei uns." Um Mitarbeiter zu finden, setzt der Salon auf Social Media, indirekt über Google Business durch Berichte über Events, Erfolge und Arbeiten der Mitarbeiter, Artikel in der Fachpresse, Veröffentlichung von Kollektionen. Und auch die Erfahrung mit dem Arbeitsamt für Azubis war nicht uninteressant. Damit das Team happy ist und bleibt, investiert Beatrice auf verschiedenen Ebenen: Eine ihrer Mitarbeiterinnen macht gerade eine Ausbildung zum Salonmanager, die andere zum Mastercoloristen; sie erstellen gemeinsam Kollektionen und veröffentlichen alle Namen der Mitwirkenden, reisen gemeinsam zu Events und Messen, diskutieren im Team über den Samstag. Hinzu kommt eine leistungsgerechte Bezahlung, Micro-Living im Sozialraum plus Terrasse und Grill zum Entspannen, Teamprämien, Mobilitätsunterstützung und und und.

Der Salon Friseur Barbara Pohlmann auf der wunderschönen Insel Föhr hat derzeit 5 Mitarbeiter und hätte gern mehr. Mitarbeiter fehlen aufgrund des demographischen Wandels. Die Mitarbeiter, die auf der Insel zuhause sind, bleiben bis zur Rente. Dazu stellen sie immer Saisonkräfte ein. In den letzten vier Jahren haben drei Mitarbeiterinnen Kinder bekommen und sind somit als Arbeitskraft weggefallen. Was sie tun, um für ihren Salon mit Blick aufs Meer neues Personal zu begeistern: Onlinewerbung, Tageszeitungen, Arbeitsamt, Mundpropaganda und auch an der Tür gibt es einen Hinweis, dass Mitarbeiter gesucht werden. Nachwuchssorgen entstehen dadurch, dass für die Jugendlichen der Handwerksberuf nicht interessant ist. Den zukünftigen Mitarbeitern bietet der Inselfriseur zum Beispiel ein Personalappartement direkt am Strand und Arbeitszeiten nach Absprache.

In Berlin Mitte gibt es den Salon Max Höhn, der derzeit 2-3 Mitarbeiter und 2-3 Azubis sucht - und das seit sechs Jahren! Im Schnitt bleiben die Mitarbeiter 6-8, manchmal gar 10 Jahre bei ihm, verrät Inhaber Max Höhn. Um neues Personal zu finden, besucht er klassische Schulen und stellt dort in 10 Minuten seinen Salon vor. Er besucht zudem Handwerksmessen, Friseurschulen und präsentiert seinen Salon an der Berliner Schule für Körperpflege. „Als letzte Option habe ich ein Schild an meine Salontür angebracht, auf dem ich Mitarbeiter suche. Eigentlich ist das schon ein Armutszeugnis. Mein Salon ist sehr exklusiv mit vielen prominenten Gästen aus dem In- und Ausland. In Sachen Personalsuche bin ich jedoch mittlerweile entmutigt... Meiner Meinung nach hat die Friseurinnung versagt. Denn immer wenn es um das Thema Mindestlohn geht, mischen sie an vorderster Front bei den Debatten mit. Natürlich kann man als Friseur gut verdienen..., aber die Schwarzarbeit hat das Image unseres Berufsstandes kaputt gemacht." Die Diskussion um die Samstagsarbeit versteht er indes nicht. Er sei ein Fan von „2 Tagen am Stück frei". Friseur sein ist eben ein Dienstleistungsberuf und „In unserem Job bekommt man so viel zurück, der tut wahnsinnig viel fürs Wertegefühl." Seinen Mitarbeitern bietet er neben dieser exklusiven Adresse beispielsweise auch ein Coaching, wenn es um emotionale Themen geht oder wenn sie jemanden zum Reden brauchen.

Tipps auf einen Blick:

  • Haben Sie es schon mal mit ebay Kleinanzeigen versucht? Auch hier kann man Jobangebote einstellen. Beharren Sie nicht auf schriftlichen Bewerbungen, schließlich sollen Ihre zukünftigen Mitarbeiter fit sein in Sachen Haaren und vielleicht hindert sie einfach das „Anschreiben aufsetzen" daran, sich bei Ihnen zu bewerben. Seien Sie ein wenig flexibler! Trommeln Sie und setzen Sie auf Mix & Match: Arbeitsamt, Social Media, Mundpropaganda.
  • Bieten Sie flexible Arbeitszeitmodelle, auch für junge Mütter.
  • Überzeugen Sie Ihre (zukünftigen) Mitarbeiter von Ihrer Salonphilosophie. Salon und Mitarbeiter müssen zusammenpassen. Überlegen Sie auch, welche Karrieremöglichkeiten Sie den Neuen im Team eröffnen können - Stichwort Weiterbildung.

PS. Neben einer Erfolgsbeteiligung für verkaufte Produkte gibt es auch andere Wege, seinen Mitarbeitern zu zeigen, dass man sie und ihre Arbeit schätzt. Ein Lob hört nämlich jeder gern. Deshalb: Sparen Sie nicht dran!

Im Übrigen haben wir seit Neuestem eine Jobbörse auf unserem Portal. Unter www.friseur.com/jobs können Sie Ihre Suche für kleines Geld ganz gezielt an die Friseure in unserem Netzwerk kommunizieren.

Herzlichen Dank an die Salons:

www.inselfriseur.de
www.aglaea.de
www.maxhoehn.de