Berufskrankheit Rückenschmerzen Folge II: Prävention


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Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) üben fast 17 Millionen Menschen in Deutschland einen Job aus, der weitgehend im Stehen verrichtet wird. Doch ob Verkäuferin im Einzelhandel, als Arzt am OP Tisch oder als Friseur im Salon – all diese Berufsgruppen sind bedroht von Haltungsschäden und Rückenschmerzen, die weitreichende Folgen haben können. Bei Friseuren liegen Krankheiten des Bewegungsapparates, die zur Berufsunfähigkeit führen, an zweiter Stelle – nach Allergien und obstruktiven Atemwegserkrankungen. Dies berichtet das „Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie“, das die Berufsgenossenschaft Hamburg zusammen mit den Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf herausgab. Hier wurden im Rahmen eines mehrstufigen Forschungsprojekts die Ursachen von Muskel-Skelett-Beschwerden bei Friseuren untersucht – vor allem, um präventive Maßnahmen zu entwickeln.

 

Den Fehlhaltungen vorbeugen


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Nicht nur das lange Stehen ist es, was den Beruf eines Friseurs so belastend macht. Das ist im Prinzip kein Problem, solange auf wechselnde Belastung der Beine geachtet wird. Doch die einseitigen Körperhaltungen beim Waschen und Schneiden wie auch insgesamt bei fast allen Tätigkeiten am Stuhl, beeinflussen Rücken, Knie und Schultern (siehe auch Teil 1 der Serie). Bei all diesen Tätigkeiten geht es vor allem darum, die umliegende Muskulatur zu stärken, um die negativen Auswirkungen einseitiger Körperhaltungen auszugleichen. Geschieht das nicht, sind oft der sogenannte „Schildkrötennacken“, der beim Waschen und Schneiden entsteht, die Folge. Auch ein beginnender Rundrücken ist ein Zeichen dafür, dass das physiologische Hohlkreuz der Lendenwirbelsäule aufgehoben wird. 

 

Nicht hinsetzen!

Doch nicht nur Rückenschmerzen werden durch langes Stehen verursacht – es können sich mit zunehmenden Jahren auch schmerzhafte Krampfadern in den Beinen bilden. Dagegen helfen Kompressionsstrümpfe. Das klingt zwar altmodisch, ist jedoch eine wirksame Vorbeugungsmaßnahme, um die Venen zu schützen. Auf High Heels sollte man während der Arbeit komplett verzichten: Sie sehen zwar toll aus, belasten jedoch extrem die Sprunggelenke und den Vorderfuß. Und vor allem einem Impuls sollte man widerstehen: Nicht hinsetzen! Bzw. nur dann, wenn die Beine gleichzeitig hochgelegt werden können, denn andernfalls bleibt das Blut in den Beinen. Besser ist es, die Venenpumpe zum Arbeiten zu bringen – beispielsweise durch das Auf- und Abwippen auf Zehenspitzen oder dem Anziehen und Strecken der Fußsohlen bei hoch gelegten Beinen. 

In Bewegung bleiben

Manchmal helfen kleine Übungen, die auch während der Arbeitszeit ausgeführt werden können, gegen akute Rückenschmerzen: 

  • Lehnen Sie sich barfuß mit dem Rücken an eine Wand, so eng wie möglich. 
  • Rutschen Sie nun langsam nach unten, bis sich Ihre Knie in einem Winkel von 90 Grad wie in der Hocke befinden. Ihr Rücken sollte sich dabei nicht von der Wand lösen, sondern von der Schulter bis zum Lendenbereich wie mit ihr verschmolzen sein. 
  • Verharren Sie in dieser Stellung, so lange es Ihnen angenehm ist – sie werden dabei eine komplette Entlastung des Rückens empfinden.  

Leider gibt es keine Wunderwaffe gegen Rückenschmerzen bei Friseuren. Vielmehr geht es darum, die negativen Auswirkungen des langen Stehens und der einseitigen Haltungen auszugleichen und die umliegende Muskulatur zu stärken. Am besten gelingt das mit gezielter Gymnastik, einer qualifizierten Rückenschule oder Techniken aus Pilates oder Yoga – sprich alle Sportarten, bei denen eine Drehung des Rumpfes gegeben ist. 

 

Welche Sportarten sind geeignet?

Qualifiziertes Rückentraining zeichnet sich durch einen guten Mix aus Dehn- und Kräftigungsübungen aus. Vor allem sollte dabei die Muskulatur des Rumpfes (unterer Rücken, Beckenboden, Bauch) gestärkt werden. Voraussetzung ist, dass die Wirbelsäule nicht bereits geschädigt ist und auch sonst keine massiven Einschränkungen vorliegen! Im Zweifelsfall sollte man also besser den Arzt befragen, bevor man sich zu einem längeren Übungskurs entschließt. Auch die Krankenkassen bieten Kurse an, die bei Rückenleiden helfen. 

Grundsätzlich geeignet sind jedoch vor allem Sportarten, die die Ausdauer und die Rückenmuskulatur stärken, wie z.B.

  • Wandern
  • Schwimmen (nur Kraulen und Rückenschwimmen!)
  • Radfahren 
  • Jogging bzw. Nordic Walking
  • Radfahren
  • Weniger empfehlenswert sind dagegen alle Sportarten, die die Gelenke zu stark belasten und von wiederholten, schnellen Überstreckungen der Wirbelsäule und des Rumpfes gekennzeichnet sind. Dazu zählen
  • Tennis/Squash
  • Hockey
  • Gewichtheben
  • Fußball
  • Sprung- und Wurfdisziplinen der Leichtathletik
  • Handball

Fast alle Krankenkassen bieten mittlerweile attraktive Trainings- und Bonusprogramme an, die zu sportlicher Aktivität animieren und den Rücken stärken – am besten einfach nachfragen! Für die Ergonomie am Arbeitsplatz bietet die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) unter bgw.uv-lernportal.de unter der Rubrik „Friseurhandwerk“ eine Vielzahl von Kursen an, die sowohl Saloninhabern wie auch ihren Angestellten echten Mehrwert bieten!