Berufskrankheit Rückenschmerzen Folge I: Die Ursachen

Ein schöner Rücken kann entzücken, ein schmerzender ist eine permanente Plage: Kaum jemand weiß das besser als Friseure! Stundenlanges Stehen am Stuhl, Fehlhaltungen beim Waschen oder Schneiden können zu dauerhaften Schäden des Bewegungsapparates führen und Sehnen, Gelenke und Bänder massiv belasten. Kein Wunder, dass laut aktueller Erhebung Rückenschmerzen und andere Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems rund 20 Prozent der Krankheitstage bei Friseuren im Salon ausmachen!

 

 

Fehlhaltungen beim Stehen

Wer stundenlang leicht vorgebeugt am Waschtisch steht oder mit hochgezogenen Schultern in der falschen Arbeitshöhe schneidet oder föhnt, dem sind Schmerzen im Hals-Nackenbereich oder in den Lendenwirbeln meist längst zum vertrauten Begleiter geworden. Und Haltungsfehler oder falsche Belastungen, die der Körper in jungen Jahren noch gnädig verzeiht, haben mit zunehmendem Alter oft fatale Konsequenzen.

Beim langen Stehen beispielsweise werden eine Vielzahl von Muskeln angespannt, um aufrecht zu bleiben. Das Verharren in ein und derselben Position führt aber nicht nur zur Verhärtung der Muskulatur, sondern auch zu mangelhafter Durchblutung, die auch die Beine betreffen kann. Und ein gestörter Blutfluss in den Beinen führt leider oft zu Venenschwächen oder Krampfadern bis hin zu ernsthaften Thrombosen.

Auch das dauerhafte Vorbeugen des Oberkörpers, das gleichzeitige Verschieben der Hals- und der Lendenwirbelsäule, wie es beim Arbeiten am Waschtisch oft der Fall ist, hat der Körper auf Dauer nicht besonders gern. Die Neigung zum Hohlkreuz, Schwächen in den Bandscheiben sowie anfällige Knie- und Hüftgelenke können die Resultate von permanenten Fehlhaltungen sein.

 

Ergonomisch sitzen

Leider ist auch bei sitzenden Tätigkeiten Vorsicht geboten. Ist der Rollhocker auch wirklich passend zur Oberkörperlänge der Kundin eingestellt? Oder müssen die Arme beim Schneiden zu hoch angehoben werden? Und stimmt der Abstand? Vermeiden Sie außerdem ungünstige Verdrehungen Ihres Oberkörpers nach rechts oder links! Der Rollhocker ist jedoch der ideale Helfer bei Tätigkeiten am Hinterkopf sowie am Nacken, sofern er die richtige Höhe hat und man mit den Fußsohlen fest am Boden verankert ist. Die Arme sollten beim Arbeiten maximal auf Schulterhöhe angehoben werden, während die Schultern selbst locker unten bleiben. Hochgezogene Schultern führen zu massiven und schmerzhaften Verspannungen im Halswirbelbereich, die auch die beste Massage kaum lindern kann!

 

Zauberwort Prävention

An den Arbeitsabläufen im Salon lässt sich in der Regel nicht viel verändern. Doch ist ein Umbau geplant, sollte man die Gelegenheit beim Schopf packen und zugunsten der Gesundheit vorbeugen – der eigenen wie auch die der Mitarbeiter. Ein rutschfester, elastischer Bodenbelag beispielsweise kostet nicht viel Geld! Er macht jedoch weniger schnell müde und schont den gesamten Bewegungsapparat. Auch Stehhilfen, mit deren Hilfe z.B. ein Bein leicht abgewinkelt positioniert werden kann, machen sich rasch bezahlt: Sie entlasten die Wirbelsäule und lindern die Schwere in den Beinen. Und während höhenverstellbare Friseurstühle längst selbstverständlich sind, ist das bei den Waschplätzen noch lange nicht der Fall. Die Investition lohnt sich jedoch, zumal davon nicht nur der Friseur, sondern auch der Endverbraucher profitiert. Und worauf man als Chef unbedingt achten sollte:

  • Abwechslung in den Arbeitsabläufen
  • Kleine Pausen in der Terminplanung berücksichtigen
  • Ergonomisch ausgerichtete Arbeitsplätze einrichten

 

Was tun die Krankenkassen?

Die alte Regel „Nur ein starker Rücken ist ein gesunder Rücken“ gilt bis heute. Ist die Muskulatur trainiert, sind chronische Rückenschmerzen eher die Ausnahme. Wer sich deshalb nach einem langen Arbeitstag der Gesundheit zuliebe sportlich betätigt, wird dafür meist von seiner Krankenkasse auch entsprechend belohnt. Viele Kassen betrachten z.B. die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio als gesundheitsfördernd und sichern ihren Mitgliedern dafür besondere Konditionen oder Prämienprogramme. Auch die Kosten für bestimmte Rückenschulungskurse werden von den Versicherern oft nicht nur angeboten, sondern sogar übernommen. In aller Regel muss jedoch ein von der Krankenkasse angebotener oder ein entsprechend anerkannter Kurs belegt werden. Die Krankenkasse übernimmt dann bis zu 80 Prozent der Kosten. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, hier beim Versicherer nachzufragen und sich nach entsprechenden Kursen und Konditionen zu erkundigen. Fitnessstudios gewähren zudem oft günstige Firmenkonditionen, die der Unternehmer steuerlich geltend machen kann.

Im zweiten Teil unserer Serie „Berufskrankheit Rückenschmerzen“ erfahren Sie, welche Präventivmaßnahmen und welche praktischen Übungen für einen starken Rücken und einen gesunden Bewegungsapparat sorgen!

 

Weiterlesen: Berufskrankheit Rückenschmerzen Folge II: Prävention